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22 May 2019

Wurmkur fürs Pferd – selektive oder konventionelle Entwurmung

Aus dem täglichen Wahnsinn mit Pferden von Geraldine Pellet


«Wurmkur fürs Pferd – selektive oder konventionelle Entwurmung?»


Die Entwurmung unserer Pferde ist ein Thema, das uns alle seit vielen Jahren beschäftigt. Mittlerweile ist den meisten Reiterinnen und Reitern bekannt, dass Pferde von Wurmbefall betroffen sein können und deshalb ein Parasitenmanagement notwendig ist. Einerseits gibt es viele Ställe, in denen konventionell quartalsweise entwurmt wird und andererseits hört man von immer mehr Betrieben, die auf selektive Entwurmung umgestiegen sind. Da vielen Pferdemenschen die selektive Entwurmung noch nicht bekannt ist, möchten wir euch diese Variante heute vorstellen.


Warum sollten wir unsere Pferde überhaupt entwurmen? Während Wildpferde zur Nahrungsaufnahme ständig weiterziehen und so den kotbesetzten, wurmbefallenen Stellen einfach aus dem Weg gehen können, halten wir eine anzahlmässig grosse Anzahl Pferde auf begrenztem Weideland. Diese Weideflächen bieten ein Schlaraffenland für Würmer und Parasiten, weshalb sie wirksam bekämpft werden müssen. Durch die Grasaufnahme nehmen unsere Pferde gleichzeitig Eier und Larven auf, die sich im Pferdekörper einnisten und ausbreiten. Bei einem erhöhten Wurmbefall kann dies beträchtliche gesundheitliche Schäden für das Pferd bedeuten – angefangen von struppigem Fell, Leistungsabfall bis hin zu schweren Schäden an inneren Organen wie Lunge, Magen und Darm, was nicht selten zu schweren Koliken führen kann. Eine konsequente Weidehygiene, d. h. mindestens wöchentliches Abäppeln von Weiden und Trockenplätzen, hilft, die Parasitenbelastung zu reduzieren. Gegen bereits im Pferdekörper vorhandene Parasiten – und davon ist jedes Pferd betroffen, der Befall unterscheidet sich nur in seiner Intensität – hilft nur eine Behandlung mit Wurmkuren, homöopathische Mittel und dergleichen sind hier wirkungslos.


In Westeuropa hat sich die Parasitenbelastung im Pferdebestand durch die konsequente Entwurmung in den letzten Jahren verändert und der Bestand vieler Parasiten, welche dem Pferd gefährlich werden können, wurde wirksam eingedämmt. Eine von Dr. Menzel durchgeführte Studie hat z. B. ergeben, dass von 7500 Pferden in ca. 1300 Ställen nur 20 bis 30 Prozent der Pferde einen gesundheitsbeeinträchtigten Wurmbefall (> 200 Wurmeier pro Gramm Kot) und entwurmt werden müssen. Für die restlichen 70 bis 80 Prozent ist eine konventionelle Entwurmung nicht sinnvoll, insbesondere da die Parasiten dadurch Resistenzen gegenüber den eingesetzten Wurmmitteln entwickeln.


Dies ist auch einer der Hauptgründe dafür, wieso die selektive Entwurmung immer mehr Bedeutung erlangt. So empfehlen auch die Universitäten Zürich und Bern die neue Entwurmungsstrategie. Durch eine Kotprobe können die Intensität des Wurmbefalls und die Art der Parasiten bestimmt werden, wodurch eine gezielte Behandlung mit dem richtigen Präparat durchgeführt werden, während beim konventionellen Entwurmen einfach blind entwurmt wird. Entscheidet sich ein Betrieb für die selektive Entwurmung, wird folgendes Schema zur Einführung der selektiven Entwurmungsstrategie empfohlen:


Im ersten Jahr werden vier Kotproben genommen (Mai, Juli, September, November). Die erste Kotprobe dient als Bestandesanalyse zur Bestimmung der Wurmarten und der Anzahl Wurmeier pro Gramm Kot. Die nächsten drei Untersuchungen dienen zur Bestimmung des Verwurmungsgrades. Nach allen vier Kotproben empfiehlt sich eine Wurmkur mit einem noch wirksamen Präparat, sofern mehr als 200 Wurmeier pro Gramm Kot oder andere Eier als kleine Strongylideneier vorhanden sind. Zusätzlich sollten alle Pferde im Dezember nach dem ersten Bodenfrost mit einem Kombipräparat entwurmt werden (keine Kotprobe notwendig). Ab dem zweiten Jahr sind nur noch zwei Kotproben (Mai und August) notwendig. Auch hier gilt: Wurmkur mit einem noch wirksamen Präparat, sofern mehr als 200 Wurmeier pro Gramm Kot oder andere Eier als kleine Strongylideneier vorhanden sind. Ebenfalls sollten alle Pferde im Dezember nach dem ersten Bodenfrost mit einem Kombipräparat entwurmt werden (keine Kotprobe notwendig). Das Kombipräparat (Moxidectin / Praziquantel) ist gegen alle Wurmarten inkl. Enzystierten Larvalstadien der Strongyliden wirksam. Teilweise gibt es Anbieter, die ein Jahresabo für die Untersuchung der Kotproben im Rahmen der selektiven Entwurmung anbieten.


Selektive Entwurmung eignet sich nur beschränkt für Fohlen und Jungpferde bis zur 4. Weidesaison, da das Erkrankungsrisiko dieser Altersgruppe erhöht ist und diese Tiere besonders stark zur Weidekontamination beitragen. Für Jungpferde empfiehlt sich deshalb eine vierteljährliche Entwurmung, bevor sie das 5. Lebensjahr erreicht haben.


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