In Bezug auf Kolik gilt die Devise: Vorbeugen ist besser als heilen! Viele typische Fütterungsfehler, die die Entstehung einer Kolik begünstigen, können leicht vermieden werden. Ist es trotzdem zu einer Kolik gekommen, und dies muss keinesfalls fütte-rungsbedingt sein, sollte das betroffene Pferd schonend wieder angefüttert werden. Auch hierfür gelten einige Grundregeln. Die Entstehung von Koliken kann von unterschiedlichen Fütterungsfehlern verursacht oder zumindest begünstigt werden (Meyer und Coenen 2002):
Fehler in der Futtermittelauswahl bzw. der Rationszusammensetzung
Bei der Verfütterung von Getreide als Energiespender an Pferde muss darauf geachtet werden, dass Weizen und Roggen am wenigsten als Pferdefutter geeignet sind.
Diese Getreidesorten sind rohfaserarm und dafür reich an Stärke und Klebereiweiss. Sie können daher im Magen verkleistern oder aber zu Fehlgärungen (also mikrobielle Zersetzung am falschen Ort) und damit möglicherweise Aufgasungen oder aber auch zu einer Magenüberladung führen.
Beim Raufutter ist es wichtig zu wissen, dass das sehr sperrige und rohfaserreiche Stroh bei alleiniger Verwendung zu sogenannten Verstopfungskoliken im Blinddarm oder im weiteren Verlauf des Dickdarms führen kann. Andere langfaserige, aber dabei eher weiche Futterbestandteile wie z.B. Rotklee oder das Ackerunkraut Windhalm in der Blüte werden evtl. ungenügend gekaut und ballen sich dann in den engeren Teilen des Dickdarms zu einer Art Knäuel zusammen, der dann dort stecken bleibt.
Einige Futterbestandteile, wie junges Grünfutter (wasserreich, rohfaserarm, eiweiss-reich, evtl. hohe Fruktangehalte), Klee (wasserreich, rohfaserarm, eiweissreich), Luzerne (wie Klee), Äpfel oder Birnen (hoher Gehalt an Fruchtzucker und Pektinen) oder auch Brot werden erst im Dickdarm intensiv abgebaut und können dort zu Fehlgärungen führen, wobei verstärkt Gas gebildet wird, was wiederum eine Aufgasung verursacht.
Ungenügende Futterqualität
Die mangelnde Qualität der verabreichten Futtermittel ist eine häufige Kolikursache. Verschimmelte Futtermittel- und hier sowohl Grundfutter wie Heu oder Stroh (auch aus der Einstreu!), als auch Mischfutter, Getreide oder aber Brot können zu Fehlgärungen im Bereich von Magen oder Darm führen und Koliken verursachen. Zu ähnlichen Folgen können Heu und Hafer führen, die noch nicht ausreichend abgelagert sind (empfohlene Lagerungszeit mind. 6 Wochen) sowie Grünfutter, das nach dem Schnitt in Haufen gelegen hat und sich erwärmt hat, da sie häufig erhöhte Keimgehalte aufweisen. Aus den gleichen Gründen sollten angefaulte oder gefrorene Futtermittel wie Rüben, Rüebli oder Silage gemieden werden.
Auch der Verschmutzungsgrad (Sand, Erde) von Futtermittel wie z. B. Rüben, Silage oder Heu ist ein wichtiges Kriterium der Futterqualität, wenn Koliken vermieden werden sollen. „Last but not least“ darf der Anteil von unerwünschten Pflanzen (Giftpflanzen wie Herbstzeitlose oder Goldhafer und Unkraut wie z.B. Windhalm im Stroh) bei der Entstehung von fütterungsbedingten Krankheiten nicht ausser Acht gelassen werden.
Fehler in der Futterzubereitung
Die häufigsten Fehler bei der Futterzubereitung können Verstopfungen im Darm oder der Speiseröhre sowie eine zu starke Füllung des Magens verursachen. Hier sind die Ursachen häufiger zu kurz gehäckseltes Stroh (<2-3cm), zu kurz geschnittenes Gras (Rasenmähergras) oder nicht eingeweichte quellfähige Pellets, Zucker- oder Trockenschnitzel. Zu kurz geschnittenes Grün- oder Raufutter wird von Pferden oft in zu grossen Partikeln abgeschluckt. Diese blockieren dann insbesondere „Engstellen“ im Darm, wie den Übergang vom Dünndarm in den Blinddarm. Dagegen weisen Zucker- oder Trockenschnitzel eine hohe Quellfähigkeit auf und können so die Speiseröhre oder das Darmrohr verlegen.
Fehler in der Haltungs-, Fütterungs- und Tränketechnik
Zu den wichtigsten Fehlern in der Fütterungstechnik gehört die Verfütterung von zu grossen Mengen an Krippenfuttern pro Mahlzeit, insbesondere Kraftfutter oder Getreide. Andere Fütterungsfehler wären der unkontrollierte Zugang zu Kraftfutter, bzw. jungem Weidefutter, plötzliche Futterwechsel, zu kaltes Wasser, eine zu starke körperliche Belastung unmittelbar nach der Fütterung oder auch Wassermangel. Die gängigen Getreide in der Pferdefütterung sind Hafer, Gerste und Mais und seit einigen Jahren auch Dinkel. Alle haben einen hohen Gehalt an Stärke bei mittleren Eiweissmengen. Zwischen den verschiedenen Getreidearten bestehen jedoch grosse Unterschiede in der Struktur der Stärke. Dies führt dazu, dass die Stärke aus Mais und Gerste in unbehandeltem Zustand im Dünndarm der Pferde nur schlecht verdaulich sind und der grösste Teil in den Dickdarm gelangt und dort mikrobiell abgebaut wird. Bei Aufnahme grösserer Mengen kann dies durch die dann grosse Menge beim Abbau entstehender flüchtiger Fettsäuren zu einer drastischen Änderung der Zusammensetzung der mikrobiellen Blinddarmflora führen. In der Folge kann hieraus eine Fehlgärung entstehen.
Es kommt auch immer wieder zur Aufnahme von Giftpflanzen durch Pferde. Häufig wird dies mit einem Futtermangel (besonders an Raufutter), für die Pferde unbekannten Giftpflanzen aus fremden Ländern (häufig als Zierpflanzen anzutreffen) oder der Unerfahrenheit junger Pferde in Zusammenhang gebracht. Andererseits sollte nicht vergessen werden, dass Giftpflanzen häufig nach dem Trocknen, Silieren oder durch die Zerkleinerung nicht mehr aussortiert werden können, was z. B. häufiger zur Aufnahme von Herbstzeitlose führt, die auf der Weide im Allgemeinen gemieden wird.
Literatur: Meyer und Coenen (2002): Pferdefütterung, Parey Buchverlag, Berlin
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